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Der Hl. Clemens im Hartsteinwerk

Von der Krim ins Alpenvorland:

Der Hl. Clemens, Patron der Arbeiter im Eschenloher Hartsteinwerk

 

In unserer Pfarrkirche ist auf dem Deckenfresko über dem Altar das „Quellwunder“ dargestellt. Es zeigt den Hl. Clemens, wie er - zur Zwangsarbeit verurteilt in den Steinbrüchen auf der Insel Krim - für seine Mitgefangenen ein Wasserwunder bewirkt. Sehr eindrücklich dargestellt ist auf der linken Seite des Freskos der beschwerliche Alltag der Steinbrucharbeiter, wie sie Steinbrocken transportieren und riesige Blöcke bearbeiten. Dieser frühchristliche Märtyrer wurde nicht nur zum Patron der Seeleute, sondern auch zum Fürsprecher der Steinmetze und Marmorarbeiter.

Den wenigsten Bewohnern von Eschenlohe dürfte aber noch bekannt sein, dass es auch in einem Gebäude des Werdenfelser Hartsteinwerks ein halbes Jahrhundert lang ein großes Fresko des Hl. Clemens gab, und zwar dort, wo täglich die Arbeiter zusammenkamen.

 

Der Hl. Clemens mit Tiara in der Kantine des Hartsteinwerks
Der Hl. Clemens mit Tiara in der Kantine des Hartsteinwerks

Die Werkskantine am Steinbruch im Hartsteinwerk war bereits vor dem 2. Weltkrieg ein wichtiger Treffpunk des sozialen Lebens gewesen. 1952 ließ der damalige Geschäftsführer Ludwig Späth eine neue professionell ausgestattete Kantine bauen. Damals waren im Hartsteinwerk über 160 Personen beschäftigt. Die Steinbrucharbeiter nahmen dort mittags ihr Essen ein. Hier trafen sich die Mitarbeiter aber auch nach Feierabend oder zu offiziellen Betriebsfeiern.

Zur Ausschmückung des 460 Personen fassenden Speisesaals ließ Ludwig Späth an dessen Rückwand von einem damals sehr bekannten einheimischen „Lüftlmaler“ mehrere große Fresken anbringen: Sie zeigten den Hl. Clemens sowie Szenen aus dem Arbeitsleben der Steinbrucharbeiter.

Abräumarbeiten mit Warntuch und Schaufel
Abräumarbeiten mit Warntuch und Schaufel
Wandbohrungen am Langen Köchel
Wandbohrungen am Langen Köchel

Wer war dieser Freskenmaler? Heinrich Bickel wurde am 27.1.1897 als Sohn eines Dekorationsmalers in Pappenheim an der Altmühl geboren. Er erlernte zuerst den Beruf seines Vaters und legte dann die Gesellen- und Meisterprüfung im Malerhandwerk ab. 1913 zog seine Familie nach Garmisch-Partenkirchen.

Nach dem 1. Weltkrieg, den er an der Front überlebte, begann er sich für die Freskomalerei zu interessieren, angeregt durch die barocken Lüftlmalereien an den Hausfassaden und die Deckengemälde in den Kirchen seiner neuen Heimat.

Er unternahm Studienreisen nach Italien und Spanien. Nach seiner Rückkehr nach Garmisch-Partenkirchen erhielt er schon bald die ersten Aufträge und wurde ein sehr bekannter Freskenmaler. So arbeitete er auch in Norddeutschland, in Berlin und Wien sowie in Südtirol, Trient und Triest. Er schuf Fassadenfresken und Lüftlmalereien, aber auch Deckenfresken und Wandmalereien in Kirchen.

Nach einem arbeitsreichen Leben starb er am 2. Februar 1965. Die Fresken im Speisesaal des Eschenloher Hartsteinwerks sind seltene Beispiele im Werk dieses Malers, die Zeugnisse der damaligen Arbeitswelt darstellen.

Ansonsten dominieren auf seinen Fresken und Lüftlmalereinen idealisierte Darstellungen der Lebenswelt von Bauern und Handwerkern.

Die Fresken aus der Kantine des Hartsteinwerkes sind leider nicht mehr erhalten.

 

Quellen:

Heinrich Bickel, Der Freskenmaler von Werdenfels, hrg. v. Freundeskreis Bickel, Grainau,

Druckerei Adam, Garmisch-Partenkirchen 10/1990, S. 48 – 49

Industrie und Natur, Zur Geschichte des Hartsteinwerkes Werdenfels im Murnauer Moos, hrg. v.

Schloßmuseum d. Marktes Murnau, 2000 , S. 54 – 55

 

Brigitte Samm, Heinrich Bickel, der Freskenmaler von Werdenfels. In: De Burgadler, Jahresheft 

2020 des Vereins z. Erforschung u. Erhaltung der Eschenloher Heimatgeschichte e.V., S. 25 -28

 

Ihre Vorsitzende des Eschenloher Geschichtsvereins

 

Franziska Lobenhofer-Hirschbold














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